Veröffentlicht am: 27.06.2018.

Autor: eda

Wie Sie Ihren wählerischen Esser in den Griff bekommen

Wenn Ihnen Sätze wie "Wenn ich dieses Brokkoli essen muss, sterbe ich!" und "Mach mir etwas anderes!" bekannt vorkommen, besteht die Möglichkeit, dass Ihr Kind ein wählerischer Esser ist. Aber keine Angst, das ist nicht nur nicht das Ende der Welt, sondern es ist etwas, mit dem Millionen von Eltern täglich zu tun haben. Durch eine Kombination von Ermutigung mit wenig Druck, aber Geduld und Verständnis, ist es möglich, stressige Mahlzeiten zur Vergangenheit werden zu lassen. Es dauert nicht lange und jeder wird mit einem Lächeln vom Tisch aufstehen. Zunächst müssen Sie jedoch verstehen, warum Ihr Kind wählerisch ist. Dann ist es viel einfacher, konstruktiv zu reagieren.

Kinder und Essen

Kinder werden aus einer Reihe von Gründen wählerisch. Manchmal ergibt sich dieses Verhalten aus ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit oder aus Angst vor neuen, unbekannten Dingen. Andererseits kann es auch nur ein Symptom dafür sein, dass sie nicht viel Nahrung benötigen oder das Bedürfnis nach Beständigkeit haben.

Kinder werden in der Regel immer dann wählerisch, wenn sie allein zu essen beginnen. Es ist oft das erste, über das sie ein gewisses Maß an Kontrolle haben. Wenn sie in das Kleinkindalter kommen und viele Veränderungen erfahren, entwickeln sie ein starkes Bedürfnis nach Gleichförmigkeit und das Festhalten an einer kleinen Auswahl von Lebensmitteln erweckt bei ihnen das Gefühl von Sicherheit. Noch komplizierter wird es dadurch, dass sich bei Kleinkindern der Bedarf nach Nahrung häufig verringert, weil die Geschwindigkeit, mit der sie wachsen, drastisch abnimmt. Ist es da ein Wunder, dass sie weniger Interesse an Lebensmitteln und am Essen haben?

Häufige Ursachen für wählerisches Essverhalten und was man dagegen tun

Es gibt viele Gründe, warum Kinder wählerisch werden können, wenn es um ihre Nahrungsmittelauswahl geht. Im Folgenden sind einige der häufigsten Ursachen für wählerisches Essverhalten und Ideen, wie Sie Ihre kleinen wählerischen Esser überlisten können, aufgelistet.

Kinder wollen unabhängig sein

Kinder zeigen oftmals ein wählerisch Essverhalten, weil sie über ihr Leben weitgehend machtlos sind und sich selbst ernähren zu können, ist eine der wenigen Ausnahmen. Wirken Sie dem dadurch entgegen, dass Sie von Ihrem Kind verlangen, wenigstens einen Bissen des neuen Nahrungsmittels zu versuchen. Ermöglichen Sie Ihrem Kind außerdem auch an der Zubereitung des Essens mitzuwirken.

Kinder mögen den Geschmack der neuen Nahrungsmittel nicht

Kleine Kinder haben mehr Geschmacksknospen als Erwachsene, so dass ihnen bestimmte Lebensmittel wirklich schlecht schmecken können. Neue Nahrungsmittel müssen oft 10 bis 15 Mal vorgesetzt werden, bevor sich ein Kind dazu entschließt, sie zu probieren. Seien Sie also geduldig und versuchen Sie es immer wieder. Machen Sie aus der Einführung eines neuen Lebensmittels keine große Show. Bieten Sie es einfach an und überlassen Sie den Rest Ihrem Kleinen.

Kinder haben keinen Hunger

Eine kindgerechte Portion entspricht etwa einem Esslöffel pro Lebensjahr. Wenn Ihr Kind selten oder nie alles isst, was auf dem Teller ist, könnte es sein, dass die Portion zu groß ist. Verringern Sie die Portion und schauen Sie, was passiert. Außerdem erhöhen Sie die Chancen, dass Ihr Kind etwas Neues ausprobiert, wenn Sie dieses Lebensmittel während der Mahlzeit zuerst anbieten. Denn das ist der Zeitpunkt, an dem ein kleines Kind noch Platz im Magen hat, und somit ist es wahrscheinlicher, dass es wirklich etwas Neues versuchen wird.

Kinder sind zu aktiv

Kleine Kinder haben endlose Energiereserven. Von ihnen zu erwarten, dass sie längere Zeit ruhig sitzen, ist eine Übung in Sinnlosigkeit! Halten Sie die Mahlzeiten kurz und planen Sie sie früher am Tag ein, bevor Ihr Kind müde und schlecht gelaunt wird. Ein gut ausgeruhtes Kind, das weiß, dass es nicht gezwungen wird, längere Zeit ruhig zu sitzen, wird wahrscheinlich bereitwilliger neue Lebensmittel kosten.

Kinder finden die aufgetischten Speisen langweilig

Weil Kinder ab dem zweiten Lebensjahr wesentlich langsamer wachsen, verlieren sie oft das Interesse an Nahrungsmitteln und am Essen. Mahlzeiten sind für sie langweilig, und deswegen ist es umso schwieriger, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Machen Sie die Mahlzeiten ansprechender, indem Sie sie optisch interessant servieren und ihnen lustige Namen geben. Fordern Sie Ihr Kind auf, Ihnen dabei zu helfen. Dies bedeutet mehr Spaß für die Kleinen und auch mehr Spaß für Sie!

Kinder können empfindlich auf Geruch, Geschmack und Konsistenz reagieren

Sie müssen sich vor Augen halten, dass sich der Gaumen von Kindern wesentlich vom Gaumen Erwachsener unterscheidet. Kinder reagieren oft sehr empfindlich auf Gerüche, Geschmäcker und Konsistenz. Beobachten Sie, wie Ihr Kind auf einzelne Nahrungsmittel reagiert und führen Sie sich das vor Augen, wenn Sie neue Sachen auswählen, die Sie Ihrem Kind anbieten wollen. Sehen Sie einige Optionen für die Mahlzeiten vor und lassen Sie Ihr Kind wählen. Statt Stirnrunzeln werden Sie bald wieder ein Lächeln und wohlwollendes Nicken ernten.

Kinder probieren neue Dinge nicht gern aus

Akzeptieren Sie die Tatsache, dass Kinder oftmals keine neuen Sachen ausprobieren wollen. Vermeiden Sie das Problem, indem Sie neue Lebensmittel mit bereits bekannten mischen und Sie bei jeder Mahlzeit mindestens ein Nahrungsmittel dabei haben, das Ihr Kind wirklich mag. Machen Sie bei der Einführung eines neuen Lebensmittels keine große Sache daraus. Unterstützen Sie Ihr Kind auf eine positive Art, so dass Sie es auch dafür loben, wenn es nur einen einzigen, kleinen Bissen probiert hat – auch wenn es damit endet, dass Ihr Kind mit dem Daumen nach unten zeigt. Und schlussendlich, egal was Sie tun, bereiten Sie nur eine Mahlzeit für Ihre Familie zu, denn die Zubereitung von speziellen Mahlzeiten für wählerische Esser ermutigt diese nur, sich auch weiterhin so zu verhalten.

Kinder wollen mitmachen

Seien wir ehrlich: Kinder gehen oft in der Menge unter, was ihnen das Gefühl gibt, übersehen zu werden und unwichtig zu sein. Gestatten Sie Ihrem Kind von Zeit zu Zeit, Ihnen bei der Zubereitung der Mahlzeiten zu helfen, um es in den Prozess einzubeziehen. Nehmen Sie Ihr Kind mit in den Supermarkt und sprechen Sie mit ihm über die Mahlzeiten, die Sie aus den gekauften Lebensmitteln zubereiten werden. Beziehen Sie Ihr Kind in den Prozess der Zubereitung von Mahlzeiten mit ein, indem sie ihm einfache Aufgaben wie z. B. das Schälen von Bananen, das Aufschlagen von Eiern oder das Bestreuen von Mahlzeiten mit Käse u. ä. geben. Ermutigen Sie Ihr Kind auch, Ihnen beim Wiegen, Eingießen und Verrühren von Zutaten zu helfen. Dies peppt den gesamten Prozess auf und macht die Dinge für alle Beteiligten weniger stressig!

Kinder mögen ungesunde Kost

So schwer es auch sein mag, dies zu akzeptieren, aber Kinder lieben ungesunde Kost. Kinder lieben fettige und zuckerhaltige Lebensmittel. Der einfachste Weg, um Ihre Kinder davon abzuhalten, ist diese Lebensmittel aus dem Hause zu verbannen. Wenn Ihr Kind Sie um etwas Ungesundes statt um gesunde Lebensmittel bittet, die Sie ihm vorgesetzt haben, sagen Sie ihm nicht, dass es die ungesunden Sachen nicht bekommen kann. Sagen Sie lieber: "Tut mir Leid, aber so etwas haben wir nicht." Halten Sie einfach gesunde Lebensmittel in Ihrer Reichweite, um sie als Snack anbieten zu können und um das Risiko zu reduzieren, dass Ihr Kind nach ungesunder Kost süchtig wird.

Kinder hassen Gemüse

Das ist mehr als ein müdes Klischee. Kinder sind von Gemüse wirklich nicht begeistert. Dennoch müssen sie Gemüse essen. Versuchen Sie es also in Hauptgerichte zu integrieren, die Ihr Kind bereits gerne isst. Üben Sie keinen Druck auf Ihr Kind aus, neues Gemüse zu probieren. Denn dadurch kommt es nur zu einem Machtkampf, der anstrengend und schwer zu überwinden sein wird. Bieten Sie Ihrem Kind zuerst das Gemüse an, das es wahrscheinlich am wenigsten mögen wird, denn das ist der Zeitpunkt, an dem Kinder am hungrigsten sind und Gemüse wahrscheinlich eine Chance geben werden.

Was Sie im Umgang mit einem wählerischen Esser vermeiden sollten

Genauso wie es Dinge gibt, die Sie tun können, um mit Ihrem wählerischen Esser produktiv umzugehen, gibt es Dinge, die Sie vermeiden sollten, um die Lage nicht weiter zu verschlimmern. Einige Beispiele dafür sind Folgende:

Ihr Kind zum Essen drängen

Vergessen Sie nicht, dass der Appetit von Kindern eher unvorhersehbar ist und dass sie viel weniger Nahrung als Erwachsene brauchen. Druck auf ein Kind auszuüben, dass es essen muss, wenn es nicht wirklich hungrig ist oder aus einem anderen Grund einfach nicht essen will, ist nicht konstruktiv. In den meisten Fällen führt das nur zu einem Teufelskreis, der noch mehr Stress während der Mahlzeiten zur Folge hat. Außerdem wird, wenn Sie verlangen, dass Ihr Kind etwas essen soll, dies wahrscheinlich dazu führen, dass es noch verbohrter wird. Das lohnt sich nicht!

Zu großen Portionen servieren

Die richtige Portion für ein Kind entspricht etwa einem Esslöffel pro Lebensjahr pro Mahlzeit. Deshalb sollte, wenn Ihr Kind z. B. drei Jahre alt ist, jedes Gericht auf dem Teller etwa drei Esslöffeln entsprechen. Wenn überhaupt, sollten Sie auf den Teller Ihres Kindes weniger Nahrung tun, als Sie denken, dass es essen wird. Auf diese Weise kann Ihr Kind nach Zuschlag fragen, was ihm das Gefühl geben wird, seine Aufgabe erfüllt zu haben, anstatt versagt zu haben. Bestehen Sie nicht darauf, dass Ihr Kind den Teller leer essen muss. Es ist wichtig, Ihrem Kind zu zeigen, dass es letztlich die Kontrolle über seinen Körper hat. Dies sollte Ihrem Kind auch helfen, eine gesunde Beziehung zur Nahrung aufzubauen, was ihm für den Rest seines Lebens von Nutzen sein wird!

Absprachen treffen

Mit dem Kind zu feilschen, um es dazu zu bewegen, das zu essen, was Sie ihm vorgesetzt haben, wird sicher nach hinten losgehen. Es mag wie eine schnelle Lösung aussehen, kann aber schnell außer Kontrolle geraten. Dies kann sogar dazu führen, dass Ihr Kind das Gefühl hat, eine Sonderbehandlung als Gegenleistung dafür verlangen zu können, dass es sich an die Regeln hält und die Erwartungen anderer erfüllt. So verlockend es auch sein mag, Ihrem Kind Nachtisch als Gegenleistung dafür anzubieten, dass es sein Gemüse isst, so ist es weit effektiver, dem Kind das neue Nahrungsmittel immer wieder aufs Neue vorzusetzen, aber auf eine entspannte Weise und ohne Druck. Durch wiederholtes Vorsetzen eines neuen, ungewohnten Nahrungsmittels wird Ihr Kind nach und nach bereit sind, dieses zu kosten.

Ihr Kind als wählerisch bezeichnen

Wenn Sie feststellen sollten, dass Sie ständig wiederholen, dass Ihr Kind ein wählerischer Esser ist, dann müssen Sie Halt machen! Zum Ersten hat wählerisches Essverhalten viele negative Konnotationen, so dass sich das negativ auf das Selbstwertgefühl Ihres Kindes auswirken kann. Ein weiteres Problem ist, dass wenn ein Kind als wählerischer Esser bezeichnet wird, es so davon überzeugt sein kann, tatsächlich wählerisch zu sein, dass es ihm später schwer fallen kann, neue Nahrungsmittel zu probieren. Noch schlimmer ist, dass wenn Sie ein Kind als wählerisch bezeichnen, dies oft sein Verhalten noch verstärkt. Das Kind ist dann der Ansicht, dass es wählerisch ist und das ist dann nun mal so.

 

Sich selbst die Schuld geben

Elterliche Schuldgefühle sind eine mächtige und schädliche Sache. Es ist ganz natürlich, dass Sie das Gefühl haben, etwas falsch gemacht zu haben, wenn Sie ein Kind haben, das beim Essen wählerisch ist. Aber Sie sind ganz bei weitem nicht allein und die Ursache des Problem liegt mit ziemlicher Sicherheit in Dingen, die sich Ihrer Kontrolle weitgehend entziehen. Wenn Sie beginnen, ein schlechtes Gewissen zu haben oder sich die Schuld zu geben, gehen Sie in Gedanken die Liste der Dinge durch, die in erster Linie das wählerische Verhalten Ihres Kindes beim Essen hervorrufen können. Die Gründe für das wählerische Verhalten kleiner Kinder reichen von einem hoch sensiblen Gaumen bis hin zu einfach langweiligen Nahrungsmitteln, und das hat nur selten etwas mit dem zu tun, wie Eltern mit den Mahlzeiten umgehen.

Die Wirkung positiver Worte vernachlässigen

Allzu oft setzen Eltern ihren Kindern fertig zubereitete Gerichte vor und sagen wenig oder gar nichts über das Essen. Es wird erwartet, dass das Kind das isst, was auf dem Teller ist, und fertig. Eine gute Möglichkeit, wählerischem Verhalten beim Essen vorzubeugen, ist, über das Essen positiv zu sprechen und Informationen zum Gericht zu geben. Erklären Sie Ihrem Kind, wo die Lebensmittel herkommen und wie verschiedene Nahrungsmittel angebaut werden. Pflanzen und ernten Sie mit Ihrem Kind auch verschiedene Gemüsesorten. Erklären Sie ihm, wenn möglich, wie einzelne Gerichte mit bestimmten Kulturen verbunden sind, und zeigen Sie Begeisterung darüber, dass Sie durch Nahrungsmittel Neues über verschiedene Länder und Menschen lernen.

Mit gutem Beispiel vorangehen

Ohne Zweifel ist dies einer der häufigsten – und problematischsten – Fehler, die Eltern machen, wenn es um den Umgang mit wählerischen Essern geht. Sie können nicht erwarten, dass Ihr Kind, für neue Lebensmittel offen ist, wenn Sie es selbst nicht sind. Wenn Sie zudem nicht bereit sind, Nahrungsmittel zu essen, die Sie Ihrem Kind geben, warum sollte dann das Kind bereit sein, es zu tun? Zeigen Sie Ihrem Kind, dass neues Essen lecker und einen Versuch wert ist, indem Sie ihm das selbst begeistert vormachen. Wählen Sie Lebensmittel, die Sie noch nie ausprobiert haben, und lassen Sie Ihr Kind zusehen, wie Sie sie zum ersten Mal kosten. Ein positives Vorbild zu sein, ist eine der besten Möglichkeiten, um selbst den anspruchsvollsten wählerischen Esser zu überzeugen.

 

Der einfachste Weg, mit einem wählerischen Esser umzugehen, ist, sich daran zu erinnern, dass Sie und Ihr Kind Ihre eigenen, unterschiedlichen Aufgaben haben. Ihre Aufgabe ist es, eine gesunde Auswahl anzubieten und die Mahlzeiten lustig und angenehm zu gestalten. Die Aufgabe Ihres Kindes ist es zu entscheiden, welche gesunden Nahrungsmittel es essen möchte und wie viel genug ist, um seinen Hunger zu stillen. Auf diese Weise können die Kleinen lernen, auf ihren Körper zu hören, und gleichzeitig werden Machtkämpfe im Rahmen gehalten. Denken Sie daran, dass Ihre Rolle nicht die eines Vollstrecker ist, sondern dass es Ihre Rolle ist, Ihr Kind zu führen. Und denken Sie letztendlich auch daran, dass alles ein Ende hat. Selbst die wählerischsten Esser überwinden sich und fangen an, Neues zu erkunden, wenn Nahrung in einer gesunden Umgebung mit unterstützenden Familienmitgliedern präsentiert wird.